Lerntherapie Martina Hegmann

Zappelphillip

ADHS oder ADS  - was ist das?


Von AD(H)S betroffene Kinder  haben Schwierigkeiten damit, ihre Aufmerksamkeit zu steuern und aufrecht zu erhalten. Einige Kinder sind dabei auch hyperaktiv, allerdings nicht alle. Deswegen spricht man von
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Störung) und
ADS    (Aufmerksamkeitsdefizitstörung ohne Hyperaktivität)


Typisch für Kinder mit ADHS:

Hyperaktivität: Betroffene Kinder haben Schwierigkeiten, still zu sitzen; sie laufen und klettern extrem viel, schaukeln mit dem Stuhl, spielen bei den Hausaufgaben ständig mit Bleistift oder ähnlichem und wirken oft wie „aufgedreht". Sie bewegen sich häufig hektisch und schlecht koordiniert, kleine Unfälle und Missgeschicke sind an der Tagesordnung.

Impulsivität: Die Kinder handeln, ohne vorher nachzudenken, und zwar weit stärker, als es ihrem Alter entspricht. So kann ein 10-jähriges Kind plötzlich auf die Straße laufen, weil es etwas gesehen hat, oder ein 8-jähriges Kind wirft sich im Supermarkt schreiend auf den Boden.
Scheinbar unkontrollierte Gefühlsausbrüche kommen häufig vor, teilweise auch mit Aggressivität.

Sensibilität: Gleichzeitig sind betroffene Kinder jedoch häufig empfindsam und sensibel. Sie leiden unter ihrem Fehlverhalten und mögen immer wieder Besserung versprechen, die sie dann aber nicht einhalten können. Sie kümmern sich oft liebevoll um andere, besonders Schwächere, und haben ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden. Viele ihrer Stärken können sie aber nicht voll zum Ausdruck bringen, weil immer wieder Gefühlsausbrüche dazwischen kommen und spontane Impulse sofort ausgelebt werden müssen.


Typisch für Kinder mit ADS:

Kinder mit ADS haben ebenfalls Probleme mit der Aufmerksamkeit, sie können sich nicht lange auf eine Sache konzentrieren und sind sehr leicht ablenkbar. Sie wirken aber nicht „aufgedreht", sondern eher still und verträumt. Typisch ist ein Kind, das im Unterricht ins Leere schaut, am Stift kaut oder an den Haaren spielt. Fragt die Lehrerin nach, stellt sie fest, dass das Kind nichts oder nur wenig vom Unterricht aufgenommen hat.

Bei häuslichen Aufgaben findet das Kind keinen Anfang, scheint zu trödeln, lässt sich immer wieder ablenken und / oder vergisst die Aufgabe vollständig. Kinder mit ADS sind zunächst weniger auffällig als die mit ADHS, leiden aber ebenfalls unter ihrer Situation.

Ursachen:

Die Aufmerksamkeitsdefizitstörung wird durch ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren ausgelöst. Genetische und biologische Faktoren wie eine Schwäche der Steuerungsfähigkeit spielen eine Rolle. Umweltfaktoren (familiäre Probleme, exzessive Nutzung von Fernseher und PC) können die Störung verschlimmern.


Folgen der AD(H)S:

Betroffene Kinder  und ihre  Familien stehen meist unter erheblichem Druck. Probleme in der Schule, Ablehnung durch andere Kinder (und Erwachsene) und immer wieder auftretende „Ausraster" geben dem Kind das Gefühl, schlecht zu sein oder zu versagen. Darauf reagiert es mit vielfältigen weiteren Symptomen (Schulverweigerung, Aggressivität, Clownerien, Rückzug), häufig auch mit psycho-somatischen Beschwerden wie Schlafproblemen, Kopf- und Bauchschmerzen. Die gesamte schulische Laufbahn und Lebensgestaltung des Kindes kann beeinträchtigt sein, wenn die Störung nicht wirksam behandelt wird.

Eltern und Geschwisterkinder leiden ebenfalls: Eltern haben oft das Gefühl, in der Erziehung versagt zu haben. Durch die vielfältigen Konflikte  sind sie mit den Nerven am Ende. Geschwisterkinder reagieren mit Eifersucht, Schuldgefühlen oder Rückzug auf die auch für sie schwierige Situationen.


Was kann Lerntherapie hier leisten?

In einer Lerntherapie kann das Kind lernen, seine Aufmerksamkeit besser zu steuern und seine Impulsivität zu beherrschen. Dies kann durch ein individuell angepasstes Programm aus Entspannungs- und Wahrnehmungsübungen, Konzentrationstraining und Selbstinstruktionstraining geschehen. Mit Hilfe der hier erworbenen Fähigkeiten kann das Kind dann bessere Lernstrategien erwerben und entstandene Wissenslücken aufarbeiten.

Das "Marburger Konzentrationstraining" von Dieter Kowratschek sowie das "Training mit aufmerksamkeitsgestörten Kindern" von Prof. Dr. Lauth sind bewährte und wissenschaftlich überprüfte Konzepte, die von mir eingesetzt werden.


Bitte beachten Sie:

Die Diagnose ADHS sollte nur von einem erfahrenen Kinderspsychiater nach eingehender Untersuchung gestellt werden. Um einem betroffenen Kind wirkungsvoll helfen zu können, sollte die Hilfe an verschiedenen Stellen gleichzeitig ansetzen. Ergänzend zur Lerntherapie kann Elterntraining, Familientherpie oder eine Psychotherapie für das Kind nötig sein. In einigen Fällen werden durch den Arzt Medikamente verordnet.


Medikamente bei ADHS
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Medikamente (z.B. Ritalin) sollten vom Arzt erst nach eingehender Diagnostik verordnet werden. Sie sollen dem Kind helfen, ruhiger zu werden uns sich besser zu konzentrieren. Die Gabe von Medikamenten ist auch unter Fachleuten umstritten. Als Eltern sollten Sie sich gründlich und kritisch informieren und die Entscheidung ggf. auch gemeinsam mit ihrem Kind treffen.

Unumstritten ist, dass das Kind begleitend zu der Medikamentenneinnahme an einer Lerntherapie teilnehmen sollte, in der es lernt, seine Aufmerksamkeit besser zu steuern und seine Impulsivität zu beherrschen. 


AD(H)S bei Erwachsenen:

Die Symptome  von AD(H)S schwächen sich manchmal mit der Pubertät oder mit zunehmendem Alter ab. Zudem lernen viele Menschen, oft durch Therapie, mit der Störung besser umzugehen.

Es kommt jedoch auch vor, dass Probleme bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Betroffene haben dann das Gefühl, innerlich „getrieben" zu sein, ständig Aufregung oder einen „Kick" zu brauchen. Einige betreiben Hochrisiko -Sportarten, manche greifen zu Alkohol oder Drogen, um das Gefühl der inneren Unruhe zu betäuben.

Das Arbeitsverhalten der Betroffenen ist sprunghaft und unkonzentriert, vieles wird angefangen und nie fertig gestellt, Einzelheiten werden vergessen. Der Partner leidet oft unter der Unbeherrschtheit und „Schusseligkeit" des Betroffenen.


AD(H)S und eigene Kinder:

Sind Kinder da, fällt es dem ADHS-Betroffenen oft schwer, ein ruhiges und strukturiertes Umfeld für die Kinder zu schaffen. Nicht selten zeigen Kinder von ADHS Betroffenen auch Symptome.
Gleichzeitig haben ADHS- betroffene Eltern die Chance, ihr Kind besonders gut zu verstehen und ihm vorzuleben, wie man mit dieser Besonderheit umgehen kann.

Auch Erwachsene, die unter ihren Symptomen leiden, können von einem Lern- und Selbst-instruktionstraining bei ADHS profitieren.